Kurzarbeit

Die HSG Wesel verteidigte gestern mit einem 29:20-Sieg bei RW Oberhausen II die Tabellenführung in der Handball-Landesliga. Den Sieg machte sie in den letzten 20 Minuten perfekt, in der sie ihre wahre Stärke zeigte.

Von JOACHIM SCHWENK

WESEL. Die Serie, die unbedingt beenden werden sollte, schien zunächst zu halten. 40 Minuten lang musste die HSG Wesel gestern in der Begegnung beim Vorletzten RW Oberhausen II befürchten, dass sie auch die fünfte Partie, die sie ohne Leistungsträger Ibou Cisse bestreiten musste, nicht gewinnen würde. Dann schwang sich der Tabellenführer gerade noch rechtzeitig zu effektiverem Handeln auf dem Feld auf. Die Kurzarbeit hatte beachtliche Wirkung. Der Gast gewann das Spiel noch deutlich mit 29:20 (10:13), was Torhüter Michael Hillig veranlasste, eine der Herbergerschen Fußball-Weisheiten auf den Handball-Sport umzumünzen. „Ein Spiel dauert halt 60 Minuten“, stellte er nach dem Abpfiff fest.

Frotzeleien

Hillig hatte einigen Spaß in den Backen, als er dies sagte. Denn zuvor hatten er und seine Mitspieler sich manche Frotzelei vom Oberhausener Publikum anhören müssen. „Und das soll der Tabellenführer sein“, riefen die Zuschauer aufs Feld, weil die HSG lange überhaupt kein Mittel gegen den Kontrahenten fand, der in akuter Abstiegsgefahr schwebt. Die Antwort gab der Favorit im letzten Drittel der Partie, in der er nachhaltig bewies, welche Klasse wirklich in ihm steckt. Nachdem der Gast durch den Treffer zum 18:17 (40.) erstmals in Führung gegangen war, setzte er sich noch deutlich ab. „Da haben wir richtig guten Handball gespielt“, meinte Hillig. Was dafür sorgte, dass plötzlich Ruhe auf den Rängen herrschte.

Zehn Treffer von Jonas Gorris

Über die Leistung, die der Spitzenreiter vor dem Seitenwechsel geboten hatte, sollte man dagegen lieber den Mantel des Schweigens decken. Hillig hielt sich auch nicht lange mit der Nachbetrachtung der ersten Halbzeit auf. „Das war eine Katastrophe.“ Doch die Begegnung nahm noch ein gutes Ende für die HSG, weil sie langsam besser ins Spiel fand, als sie nach der Pause die Taktik in der Abwehr änderte. In den letzten 20 Minuten gab‘s dann kein Halten mehr. „Der Sieg geht sogar in dieser Höhe noch in Ordnung. Endlich haben wir auch ohne Ibou Cisse einmal gewonnen“, sagte Michael Hillig. Ein Talent, dass den Leistungsträger auf der Position im linken Rückraum vertrat, hatte maßgeblichen Anteil daran. Youngster Jonas Gorris erzielte zehn Treffer für die HSG Wesel. Hillig: „ Er hat eine überzeugende Leistung geboten.“

HSG Wesel: Hillig, Dymski Heffels (4), Zander, Langenbach (2), Kamps, Ahlhoff (1), Rühl (2), Tenbrock (6), Borgmann (4), Gorris (10/2).