NRZ: Schermbeck und Wesel hatten mehr als Handball zu bieten
NRZ Dorsten, 23.09.2013 von Jo Gernoth
Schermbeck. In den Begegnungen der Männerteams und der Frauenteams des SV Schermbeck und der HSG Wesel spielte neben dem Handball eine Person die Hauptrolle: Rückraumspieler Heiko Kreilkamp trat in der Rolle als Spieler für die HSG und als Trainer der SVS-Frauen auf. Überraschend war die Reaktion des Publikums.
Zwei Herzen in einer Brust: Diesen Samstag wird Heiko Kreilkamp nicht so schnell vergessen. Erst spielte er mit der HSG Wesel gegen seine ehemalige Mannschaft vom SV Schermbeck. Dann wechselte er direkt nach Spielschluss die Seiten, um als Trainer des SV Schermbeck alles für einen Sieg der Handballerinnen gegen die HSG Wesel zu tun.Dieser ungewöhnliche Auftritt von Heiko Kreilkamp geriet zu einer Demonstration von tollem sportlichem Verhalten, das eindrucksvoll von Kreilkamp selbst aber auch vom Schermbecker Publikum geboten wurde. Punkt 18 Uhr eilte Heiko Kreilkamp mit seiner HSG Wesel an die Mittellinie und es war nicht ein Pfiff zu hören, sondern Applaus, der lauter wurde, als der lange Rückraum-Titan ins Publikum winkte.
Kreilkamp erntet Applaus
Nach 19 Spielminuten, in denen die HSG die jungen Wilden des SVS noch unterschätzt hatte, griff Heiko Kreilkamp in das Geschehen ein. Applaus seines alten Publikums, als er sich mit einer eleganten Körpertäuschung durch die SVS-Abwehr tankte. „Ich gebe zu, dass ich etwas komische Gefühle hatte, als feststand, dass ich das doppelte Lottchen geben muss“, sagte Kreilkamp lachend. „Ich habe aber nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, ob ich ausgepfiffen werde. Ich habe hier ewig gespielt und bin nicht im Streit gegangen. In Schermbeck gibt es ein Leben außerhalb der Halle und das ist auch gut so“, so Kreilkamp.
Strippenzieher in Wesel und in Schermbeck
Auf dem Spielfeld mahnt der „Lange“ seine neuen Vereinskameraden an, die „wilden Dreizehn“ aus Schermbeck ernst zu nehmen. Das macht die HSG und schießt den SV Schermbeck gnadenlos deutlich mit 26:11 ab. Kreilkamp klopft seinen Freunden auf die Schulter. Nichts Hochmütiges oder gar Überhebliches hat dieses sportliche Verhalten an sich.
Dann verschwindet Kreilkamp und kehrt nach ein paar Minuten in die Halle zurück: Im roten T-Shirt, auf dem Schermbeck seine 100-jährige Tradition beschwört. Jetzt ist aus dem Spieler Kreilkamp der Trainer Kreilkamp geworden. Er versammelt seine Mannschaft um sich, ballt die Faust und schwört die Spielerinnen auf das Match ein. Wieder Applaus! Für Kreilkamp und die Frauen. „Den Trainerposten an den Nagel zu hängen, stand für mich nie zur Disposition, als ich gegangen bin. Seit fünf Jahren arbeiten wir zusammen. Das sind meine Mädels und das bleiben sie auch“, sagt Kreilkamp und wirkt dabei emotional bewegt. Er winkt ins Publikum und erkämpft mit dem 19:19 einen Punkt für Schermbeck. Applaus für Schermbeck, Applaus für Kreilkamp und die Sportlichkeit.
Quelle
NRZ
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