Totgeglaubte leben länger

HSG Mülheim – HSG 22:22 (15:7)

Die HSG ist das Stehaufmännchen der Handball-Verbandsliga. Der Aufsteiger drehte bei der HSG Mülheim erneut einen schier aussichtslosen Rückstand und behauptet somit Platz fünf.

Das Auswärtsspiel beim Tabellenvierten reiht sich damit in eine immer länger werdende Liste von Spielen ein, die die HSG nach haushohen Rückständen noch umbiegen konnte. Gegen die Adler aus Moers drehte man ein 10:17 zum 21:20-Sieg, gegen die HSG RW Oberhausen bog man ein 8:14 in einen 31:29-Erfolg um und zuletzt gegen die Turnerschaft Lürrip wurde ein 18:26-Rückstand in ein zwischenzeitliches 28:29 korrigiert. Den Vogel abgeschossen hat die HSG nun endgültig in Mülheim. Nach desolaten ersten 15 Minuten hatten die Rot-Weißen zwei Treffer zu Stande gebracht. Dabei war das erste Tor erst nach 10 Minuten per Siebenmeter geglückt. Die Hausherren überrumpelten den Tabellennachbarn regelrecht und gingen über 6:0 (9.) mit 9:1 (13.) und 10:2 (17.) in Führung. Bei der HSG gesellte sich Nervosität zu Abschlusspech und mangelhafte Wurfauswahl zu einer bärenstarken Torhüterleistung des Gegners. Erst als Trainer Sven Esser nach einer Viertelstunde reagierte und Daniel Weber, Pascal Prchala und Christoph Heffels ins Spiel brachte fand man einen ersten Zugriff aufs Spiel. Zu diesem Zeitpunkt waren sich Akteure und Zuschauer jedoch bereits einig, dass es für die HSG lediglich um Ergebniskosmetik als um einen Punktgewinn gehen kann. So beschwor man sich in der Halbzeitpause auf seinen Kampfgeist, um die Halle wenigstens erhobenen Hauptes verlassen zu können. Doch nach zwei schnellen Toren in Halbzeit zwei schnupperte die HSG plötzlich wieder Morgenluft. Im Mittelblock agierte neben Oli Rühl nun Fyn Walla, der Haupttorschütze Mirko Krogmann unermüdlich bearbeitete, sodass die zentrale Waffe des Mülheimer Angriffsspiels nahezu kalt gestellt war. Was den Hausherren in Durchgang eins noch schlafwandlerisch sicher gelungen war, prallte nun an einer gewohnt betonartigen Weseler Defensive ab. Tor um Tor verkürzte die HSG den Rückstand, wobei sich vor allem die erste Welle als äußerst effektiv erwies. Den klaren Vorsprung dahin schmelzen sehend, schlichen sich beim Aufstiegsaspiranten nun ähnliche Fehler ein, wie sie noch in Durchgang eins auf der Gegenseite zu beobachten waren. Jede Nachlässigkeit nutzten die Hansestädter gnadenlos aus, was nach 50 Minuten den ersten Ausgleich zum 20:20 bescherte. Mehrere Chancen zur möglichen Führung vergab die HSG, weil Mülheim in seinem Schlussmann Marco Banning einen der besten Akteure auf dem Feld stellte und die nötige Power nach der kräftezehrenden Aufholjagd fehlte. Als die HSG aus Mülheim fünf Sekunden vor Schluss noch einen Siebenmeter zugesprochen bekam, schien die ganze Mühe doch umsonst gewesen zu sein. Aber Keeper Richard „Katze“ Kalus parierte und hielt seinen Farben einen verdienten Punkt fest.

Mit diesem Selbstvertrauen kann die HSG in die kommenden Spiele gegen die ersten drei der Liga gehen, nachdem am Samstag (18:30 Uhr) der Mitaufsteiger TV Geistenbeck (11.; 11:17 Punkte) in der Halle Nord II aufschlägt.

HSG: Kalus, Busjan; Timmermann, Prchala (4), J. Gorris (1), Weber (4), Heffels (1), Fehlemann, Reinartz (3), Rühl, Walla, Nölscher, F. Gorris (9/1)