HSG Wesel hat viel Routine verloren
Rheinische Post, 11.09.2015
Im Mai herrschte in Sachen Personal für die kommende Saison bei der HSG Wesel noch Schweigen im Walde. Am Ende ist es fast ein Umbruch mit starker Tendenz zur Verjüngung geworden. „Ich habe immer gesagt, dass wir Ruhe bewahren müssen. Damit sind wir meiner Meinung nach ganz gut gefahren“, sagt Trainer Sven Esser, der mit der HSG am Samstag, 19.30 Uhr, beim Oberliga-Absteiger TV Vorst in die neue Saison der Handball-Verbandsliga startet.
Nicht mehr dabei sind Jonas Gorris (TV Ratingen) sowie Michael Nölscher und Heiko Kreilkamp, die ihre Laufbahn beim SV Schermbeck II ausklingen lassen. Aus beruflichen Gründen können Jonathan Reinartz und kurzfristig auch Pascal Prchala nicht mehr fest eingeplant werden. Allerdings würden sie im allergrößten Notfall aushelfen. „Uns geht eine Menge Erfahrung verloren. So etwas kompensiert man nicht mal eben“, so Sven Esser. Michael Nölschers Routine in der Abwehr wird fehlen. Jonas Gorris lieferte eine starke Saison ab. Jonathan Reinartz zeigte sich enorm verbessert auf Rechtsaußen. Und Prachala bescherte der HSG viele einfache Tore. Der Aderlass ist schon nicht ohne.
Nun kommt verletzungsbedingt direkt noch ein Langzeitausfall dazu. Keeper Richard Kalus hat sich im Training einen Kahnbeinbruch zugezogen, der operiert werden musste. „Auf der Torwartposition sind wir mit drei richtig guten Leuten überdurchschnittlich besetzt. Trotzdem ist dieser Ausfall für uns und natürlich besonders für Richard sehr bitter“, so Esser, der mit mindestens vier Monaten Pause für den Schlussmann rechnet.
Demgegenüber stehen aber zahlreiche positive Entwicklungen. Zum einen hat die HSG mit der in die Bezirksliga aufgestiegenen zweiten Mannschaft von Coach Daniel Borgmann wieder einen Unterbau in einer sportlich durchaus anspruchsvollen Umgebung. Zum anderen stoßen fünf externe Neuzugänge und in Matthias Kalus aus dem zweiten Team ein Talent aus den eigenen Reihen dazu.
Vom TV Jahn Hiesfeld, der sein erstes Team aus der Oberliga zurückgezogen hat, schlossen sich die Brüder Adrian (22) und Cedric Schnier (19) der HSG an. Sie haben schnell angedeutet, dass sie eine Verstärkung sind. Vom Verbandsliga-Absteiger HSG RW Oberhausen kommt Tobias Hermann (30), vom Bezirksligisten SV 08/29 Friedrichsfeld Niklas Borowski (19) und vom A-Jugend-Bundesligisten TuSEM Essen Dominik Weber (18), der Bruder von HSG-Spieler Daniel Weber. Trainer Sven Esser bescheinigt allen ein großes Potenzial. Außerdem könnten sie ein immens hohes Tempo anschlagen.
„Aber diese neu formierte Mannschaft muss sich gerade nach einer suboptimalen Vorbereitung auch erst einmal finden, um die einfachen Fehler zu vermeiden und sich spielerisch zu entwickeln. Das ist unser oberstes Ziel“, so Esser. Platz sechs aus der vergangenen Saison zu wiederholen, dürfte sehr schwer werden. Den Auftaktgegner TV Vorst zählt Sven Esser zu den heißen Anwärtern auf einen der wahrscheinlich vier, möglicherweise auch fünf Aufstiegsplätze zur Oberliga. „Der Druck liegt sicherlich eher beim Gegner. Und wir haben die Außenseiterrolle gerade auswärts in der vergangenen Saison in Spielen wie in Oppum auch gut ausgefüllt“, sagt Sven Esser. „Am Samstag um kurz nach 21 Uhr werden wir mehr darüber wissen, wo wir jetzt stehen.“
Quelle
RP, 11.09.2015
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wesel/sport/hsg-wesel-hat-viel-routine-verloren-aid-1.5384787