Derbysieg 2.0

HSG – MTV Rheinwacht Dinslaken 24:23 (12:9)

Es wurde das erahnte Spiel auf Messers Schneide. 60 Minuten lang schenken sich beide Teams nichts, doch schlussendlich geht die HSG als der glückliche Sieger aus dem Lokalderby heraus, weil sie in der Schlussphase Nervenstärke und Siegeswille beweist. 

Angetrieben von einer Rekordkulisse in der Halle Nord II war den Rot-Weißen von Beginn an die besondere Motivation anzumerken. Nach dem Überraschungserfolg im Hinspiel, als man den großen Rivalen mit 25:17 in eigener Halle düpierte, wollte man zu Hause noch einen draufsetzen und durch einen Sieg mit dem Tabellendritten punktemäßig gleichziehen. So stimmte im Gegensatz zu den letzten Auftritten gegen Lobberich (31:30), Lintorf (28:30) und Angermund (24:26) die Einstellung in der Deckung. Durch eine gewohnt robuste Abwehrarbeit um Mittelblock Fyn Walla und Oli Rühl (beide gingen mit den Nachwirkungen einer Grippe in die Partie) im Zusammenspiel mit dem Alt-Hiesfelder Adrian Schnier zwischen den Pfosten machte man es dem Gegner enorm schwer, Tore zu erzielen. Zudem ging man nach eigenen Abschlüssen konsequent in die Rückwärtsbewegung, was der HSG zu Beginn wichtige Ballgewinne verschaffte. So gestattete man den in Durchgang eins überfordert wirkenden Dinslakenern in den ersten 20 Minuten nur fünf Treffer. Einiger Ladehemmung im Angriff, besonders beim zuletzt kraftlosen Fabian Gorris, war es geschuldet, dass man zu diesem Zeitpunkt „nur“ 9:5 führte. Doch die lange Suche der Gäste nach Lösungen gegen die rotweiße Abwehrwand sollte doch noch von Erfolg gekrönt sein. Vermehrt wurden nun Abschlüsse über die Außenpositionen gesucht und besonders in Person des bärenstarken Sebastian Brandscheid, der in der nächsten Saison für die HSG RW Oberhausen in der Verbandsliga auf Torejagd gehen wird, erfolgreich abgeschlossen. Dennoch ging die HSG nach einer besonders defensiv starken ersten Hälfte mit einer beruhigenden Führung in die Kabine.

In Durchgang zwei knüpften die Gäste an die Erfolgsrezepte aus dem letzten Drittel der ersten Halbzeit an und verschärften zudem mächtig das Tempo. Besonders Brandscheid sorgte nicht nur für einfache Treffer, sondern nutzte ungeschicktes Abwehrverhalten auf der Außenposition clever aus, sodass er mehrere Zeitstrafen für die HSG provozierte. Nach gleich drei Gegentreffern in Folge waren die Karten bereits nach vier Minuten im zweiten Durchgang neu gemischt (12:12; 34.). Zwar setzten sich die Hansestädter angeführt vom enorm wurfstarken Björn Fehlemann wieder auf 18:15 (40.) ab, doch der Gegner kam weiterhin zu einfachen Treffern und profitierte zudem von den vielen Zeitstrafen gegen die HSG. Das robuste Deckungsverhalten brachte ihr insgesamt fünf Strafzeiten ein, der Gegner verbüßte lediglich eine. So drehte der MTV zehn Minuten vor Schluss die Partie (20:22; 49.) und schien auf die Siegerstraße abzubiegen. Doch in den letzten 10 Minuten steigerte sich nicht nur Adrian Schnier im Tor zur Extraklasse, auch die rotweiße Abwehrwand fand zurück zu alter Betonhaftigkeit. Schnier hielt in der entscheidenden Phase zwei Siebenmeter, im Zusammenspiel mit der Deckung erlaubte er dem MTV in elf Minuten nur noch einen Treffer. Beim Stande von 23:23 (58.) bewies Nico Möhle vom Punkt Nerven wie Drahtseile und brachte seine Farben erneut in Führung. In der letzten Minute blockte Fyn Walla zunächst den Wurf des in Wesel wohnenden Philipp Tuda, den zweiten Versuch entschärfte Schnier, der sich kurz danach von einer jubelnden Spielertraube umhüllt sah.

Durch den zweiten Derbysieg der Saison zieht die HSG am Lokalrivalen durch den besseren direkten Vergleich vorbei. Beide Mannschaften haben es sich mit 17:13 Punkten im oberen Drittel der Tabelle eingerichtet. Angesichts der gegenwärtigen Gleichwertigkeit beider Mannschaften darf sich die Handball-Region wohl auch in Zukunft auf interessante Derbys zwischen der HSG Wesel und dem MTV Rheinwacht Dinslaken freuen.

HSG: Schnier; Heffels, Walla, Borowski (1), Fehlemann (7), Müngersdorf (2), Da. Weber, Rühl, Möhle (3), Steffens (3), Do. Weber (1), Weghaus (2), Gorris (5/1).