Fabian Gorris „Ich will noch eine Liga höher spielen“

RP, 11.04.2018
Handball: Der Rückraumspieler glaubt noch daran, dass er mit der HSG Wesel den Klassenerhalt in der Oberliga schaffen kann. Er wird zum MTV Rheinwacht Dinslaken wechseln, wenn dem Verein der Aufstieg in die Regionalliga gelingt.

Wesel Fabian Gorris, 27 Jahre alter Rückraumspieler des Handball-Oberligisten HSG Wesel, glaubt trotz der prekären Tabellensituation an den Klassenverbleib seiner Mannschaft. Unabhängig davon aber scheint sein Wechsel zum MTV Rheinwacht Dinslaken bereits beschlossene Sache zu sein. Arnulf Beckmann sprach mit Fabian Gorris.

Die HSG Wesel muss um den Klassenverbleib zittern. Doch nach dem Sieg gegen Überruhr gibt es wieder neue Hoffnung.

Fabian Gorris Ja, es herrscht in der Mannschaft gerade so etwas wie Aufbruchsstimmung. Wir hatten über die gesamte Saison arge Probleme. Aber wir haben uns vor zwei Wochen zusammengesetzt und wollen nun alles geben, um in der Oberliga zu bleiben. Noch ist die Chance da. Wir leben noch und wir werden alle daran ziehen, dass es gelingt.

Am Sonntag steht mit der Heimpartie gegen den LTV Wuppertal das nächste Endspiel auf dem Programm. Was muss passieren, dass zwei weitere Punkte auf das Konto der HSG gepackt werden können?

Gorris Eigentlich müssen wir nur unsere Leistung abrufen, dann haben wir immer die Chance auf einen Sieg. Die Oberliga ist derart ausgeglichen, dass wirklich jeder jeden schlagen kann. Leider haben wir zu selten das gespielt, was wir können. Das hat aber viele Gründe.

Welche denn?

Gorris Wir hatten zu Beginn der Saison einige Abgänge zu verkraften. Die Mannschaft wurde neu zusammengesetzt, weshalb wir uns erst finden mussten. Auch, weil nun andere Spieler plötzlich in der Verantwortung standen. Und dann hatten wir ein wirklich unglaubliches Verletzungspech. Ich selbst war gefühlt die halbe Spielzeit verletzt. Ständig tat irgendetwas weh – und dann ist die Leistung nicht so wie erhofft. Zu allem Überfluss fiel dann auch noch Niklas Weghaus aus beruflichen Gründen komplett aus. Das konnten wir in der vergangenen Saison mit einem breiten Kader alles kompensieren. Diesmal aber nicht.

Das Minimalziel Rang zwölf ist mit nur einem Punkt Rückstand in Reichweite. Unter Umständen aber wird dieser Platz nicht ausreichen. Das ist für Außenstehende nicht so leicht nachzuvollziehen. Können Sie das aufklären?

Gorris Es ist ein wenig vertrackt, aber um es in diesem Fall konkret zu machen: Sollten der TV Rheinbach und der Weidener TV aus der Regionalliga Nordrhein absteigen, dann reicht uns der zwölfte Platz. Sollte sich Rheinbach retten, müssen wir Elfter werden. Unser Rückstand beträgt derzeit vier Punkte. Das ist also nicht unmöglich.

Unabhängig vom Ausgang der Spie

lzeit steht die HSG Wesel vor einem Umbruch. Trainer Sven Esser wird den Verein verlassen, aber auch Sie tragen sich mit Abwanderungsgedanken. Wie konkret ist das?

Gorris Das ist sehr konkret. Der MTV Rheinwacht Dinslaken und ich sind uns einig, dass ich im Falle des Dinslakener Aufstiegs wechseln werde. Es war immer ein Traum von mir, noch eine Liga höher spielen zu können. Und da wäre ich schön blöd, wenn ich das Angebot nicht annähme, wenngleich ich mich bei der HSG Wesel stets sehr wohl gefühlt habe. Aber die höhere Liga würde ich schon gern mitnehmen und mit Dinslaken eine richtig gute Saison hinlegen. Und gern auch noch zwei, drei weitere Spielzeiten. Das ist das Ziel.

Was bedeutet das für die HSG Wesel?

Gorris Noch ist die Saison nicht zu Ende. Ich glaube fest daran, dass wir in der Oberliga bleiben. Sollte ich wechseln, muss die HSG Wesel personell nachlegen. Teammanager Christian Weber ist ein guter Mann im Club, der seine Kontakte in der Handball-Szene nutzen wird und mit dem neuen Coach Jan Mittelsdorf sicher einen starken Kader zusammenstellen wird. Jan Mittelsdorf ist wirklich ideal für einen Neuaufbau. Er arbeitet sehr gut mit jungen Spielern und kann sie weiterentwickeln.

Und wenn Dinslaken nicht aufsteigt und Wesel souverän die Oberligazugehörigkeit sichert? Wäre das ein Szenario, dass Sie zum Umdenken veranlassen würde?

Gorris Das wäre theoretisch möglich.

Sie sind Lehrer am Konrad-Duden-Gym

nasium. Wie schwierig ist es, Sport und Job unter einen Hut zu bringen?

Gorris Ich habe auch schon Trainingseinheiten berufsbedingt ausfallen lassen müssen.

Als Sportlehrer könnten Sie doch trefflich Werbung für den Handballsport betreiben und Nachwuchs akquirieren.

Gorris Das betrachte ich schon als meine Aufgabe. Im vergangenen Jahr habe ich eine Handball-AG ins Leben gerufen, die ich langfristig etablieren möchte. Und natürlich hoffe ich, dass das irgendwann auch der HSG zugutekommt.

Sie wohnen in Wesel, sind sogar hier geboren. Da muss Ihr Herz doch für die HSG Wesel schlagen.

Gorris Das tut es auch, natürlich. Aber ich habe schon in meiner Jugend für den MTV Dinslaken gespielt. Insofern gibt es auch dort eine tiefe persönliche Verbindung. Dinslaken ist, wenn man so will, meine zweite sportliche Heimat.

Was werden Sie bei einem Abschied von der HSG am meisten vermissen?

Gorris Ganz klar, die Teamkollegen. Mit denen bin ich nun über Jahre zusammengewachsen. Das alles wird mir sicher fehlen.