HSG Wesel bewährt sich seit zwei Jahrzehnten
Presse, Rheinische Post 12.05.2021
Am 1. April 2001 schlossen sich der WTV und der WSV zur Handball-Spielgemeinschaft zusammen. Die Männer spielten zwischenzeitlich sogar in der Oberliga, ein Frauenteam existiert derzeit nicht. Elf Jugend-Mannschaften gibt es momentan.VON CHRISTOPH ENDERS
WESEL | Die HSG Wesel ist im Handball weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Am Niederrhein hat sich der Klub längst einen Namen gemacht. Vergessen wird dabei manchmal, dass es die Handball-Spielgemeinschaft noch gar nicht so lange gibt. Das 20-jährige Bestehen feierte der Verein vor rund einem Monat am 1. April.
Entstanden ist das Konstrukt HSG aus den beiden Klubs Weseler TV und Weseler SV. Die Fusionsgespräche gab es aber nicht einfach aus einer Laune heraus. Die Idee stand zuvor schon einige Zeit im Raum. „Die Situation im Weseler Handball brachte eine gute Ausgangsposition für eine Spielgemeinschaft, deshalb sind die Gespräche auch konkreter geworden“, sagt Michael Hillig, der seit der Gründung der HSG dabei ist und ursprünglich vom WSV stammt – jenem Klub, der damals im Seniorenbereich dominierte. Anders war das beim Nachwuchs, denn dort stellte der Weseler TV meist die talentierteren Teams und zählte auch zu den besten Klubs im Kreis.
Bei der Gründung der HSG Wesel gab es also viele Dinge, die Sinn machten. Zwei Vereine aus einer Stadt und gute Jugendarbeit, die auf eine erfolgreiche Tätigkeit bei den Senioren trifft. Zudem ging die neuformierte Spielgemeinschaft auch gleich mit Rückenwind an den Start, denn sowohl der WTV, als auch der WSV waren in ihrem letzten getrennten Jahr noch einmal aufgestiegen. Dies bescherte der HSG dann Startplätze in der Verbands- und Bezirksliga.
Die Teams der ersten Stunde wurden aber neu durchgemischt und nicht einfach in den alten Strukturen belassen, wobei das Leistungsprinzip natürlich an oberster Stelle stand. „Wir brauchten damals auch einen externen Trainer. Es konnte nicht einfach einer vom WTV oder WSV die Verantwortung übernehmen. Es musste jemand her, der noch keine Lieblinge hat“, so Hillig. Die Wahl fiel auf Burkhard Kochale, den Hillig als „absoluten Fachmann“ beschreibt.
Unter Kochale gelang der HSG ein ordentlicher Start. Es wurde Identifikation geschaffen. „Alle waren schnell HSG’ler und es spielte keine Rolle, bei welchem Verein man seinen Beitrag bezahlt und das ist heute auch so“, sagt Hillig.
Als Standort setzte sich schnell das Schulzentrum Nord am Barthel-Bruyn-Weg gegen die Rundsporthalle durch. Nicht nur das beliebte Haftmittel Harz, welches ab einem bestimmten Niveau dazugehört, sondern auch wegen anderer Faktoren fiel die Entscheidung auf das Schulzentrum.
Die Entwicklung bei der HSG nahm also Fahrt auf. Auch im Frauenbereich ging es bergauf. Hier schaffte es die HSG bis in die Landesliga. Aber mit fortlaufender Zeit verlor der Klub immer mehr Spieler und Spielerinnen im Nachwuchsbereich. Das wirkte sich natürlich auch auf die Seniorenteams aus. So gingen die Frauen der HSG im Jahr 2016 ein Bündnis mit der damals ebenfalls gebeutelten SV 08/29 Friedrichsfeld ein. „Das war eine Totgeburt“, sagt Hillig.
In der Tat hielt die Spielgemeinschaft nur knapp ein Jahr. Ein Comeback im Frauenhandball gab es 2018 und gleich im ersten Jahr gelang der HSG der Aufstieg. Doch die Euphorie hielt wieder nicht lange an. Nachdem die Saison 2019/20 aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgebrochen worden war, löste sich das Frauenteam erneut auf.
„Es wäre schön, wenn wir in Wesel wieder Frauenhandball hätten, aber aktuell sehe ich das nicht“, sagt Hillig. Im Nachwuchs der HSG gäbe es zwar einige talentierte Mädchen, aber es reiche oft nicht für eine komplette Mannschaft aus. Zudem gehen der HSG regelmäßig Talente flöten.
Das gilt im übrigen auch für den männlichen Nachwuchs. „Die guten Spieler suchen sich bessere Klubs und sind auch bereit, dafür weiter zu fahren. Wesel hat da geografisch einfach nicht den besten Standort“, sagt der HSG-Geschäftsführer, der dies in der eigenen Familie erfahren hat. Auch sein Sohn Sören Hillig spielte in der Jugend bei der JSG Hiesfeld/Aldenrade und läuft künftig in der Regionalliga für den MTV Rheinwacht Dinslaken auf.
Die wohl erfolgreichste Zeit der noch jungen Geschichte der HSG Wesel erlebte der Klub von 2016 bis 2018, als er Teil der Handball-Oberliga war. „Das war schon das Highlight“, sagt Hillig. Die höchste Spielklasse auf Verbandsebene ist es auch, die er und die Verantwortlichen sich gerne wieder wünschen würden. „Erstmal müssen wir natürlich schauen, dass wir uns in der Verbandsliga wieder etwas steigern, aber die Oberliga wäre schon so die oberste Liga, die man sich hier vorstellen kann. Für alles andere fehlen Geld und Zuschauer“, sagt Hillig mit Blick nach vorne. Der Grundstein für eine gute Zukunft ist auf jeden Fall da. Elf Jugendteams stellt die HSG Wesel aktuell und ist damit in der näheren Umgebung auf jeden Fall vorne mit dabei.
So durchschnittlich die HSG auf den ersten Blick auch wirken mag, so einzigartig ist sie eigentlich mit ihren Möglichkeiten. Immerhin hat der Verein, größtenteils in Eigenarbeit, den Bau von drei Beachhandball-Feldern am Schulzentrum Nord geleistet. Dort findet traditionell auch ein Jugendturnier im Sommer statt, das 2020 wegen der Pandemie abgesagt wurde und auch dieses Jahr nicht stattfindet. „Das Turnier hat sich über 15 Jahre hier etabliert und ist immer ein echtes Highlight“, sagt Hillig.
Bis zu 80 Mannschaften kämpften im Sand um Punkte. Das soll auch künftig wieder so sein, wenn die Anlagen wieder offen sind. Darauf fiebern alle Mitglieder der HSG Wesel hin.